OnTraXs 2010 -
Modellbahnausstellung der Extraklasse

“Papa, wann bist Du fertig?” – diese Frage hört man auf Modellbahnausstellungen regelmäßig, wenn sich ganze Familien im Publikum befinden. Kein Wunder, während die Väter und auch Söhne sich in Details um die ausgestellten Modellloks und dereren Steuerungen vertiefen, wird es dem Rest der Familie schnell langweilig. Dass man dies durch ein geeignetes Umfeld mit entsprechenden Angeboten im wahrsten Wortsinn spielend ändern kann, bewiesen die Veranstalter der niederländischen Modellbahnschau OnTraXs Ende Februar 2010 bereits zum zweiten Mal.

Ort des Geschehens war das Zentrale Museum der Nederlandse Spoorwegen im alten Bahnhof zu Utrecht, der Maliebaanstation. Bereits bei der Ankunft gab es im alten Empfangsgebäude viel zu bestaunen: Den königlichen Wartesaal, einen historischen Frisiersalon, die alte Gepäckabfertigung und weiteres. Und zu entdecken gab es auch etwas: Einige der in den Gepäckfächern ausgestellten historischen Koffer besitzen nämlich ein recht interessantes Innenleben. Kleine Sehschlitze erlauben neugierigen Betrachtern einen Blick darauf.

Das Highlight schlechthin war natürlich die Ausstellung zahlreicher kleiner und großer Modellbahnanlagen inmitten historischer Eisenbahnfahrzeuge in der Museumshalle. Einige Exponate waren dafür ins Freie gefahren worden, andere konnten verbleiben, so eine 2’B’ Schnellzuglok, aufgebockt in gut drei Metern Höhe.

Neben kleinen, sehr detailreichen Betriebsdioramen konnte man auch größere Modulanlagen bestaunen. Deren Themenspektrum reichte von Ruhrgebietsimpressionen entlang einer zweigleisigen Hauptstrecke über (schmalspurige) Kleinbahnidylle bis zur Schweizer Bergwelt und englischen Cottages. Selbst skandinavische oder thailändische Motive waren ausgestellt. Für Kinder angenehm: Etliche Aussteller erlaubten ausdrücklich das Fahren unter Anleitung!

Ungewöhnlich war sicher für viele deutsche Besucher die Form der Anlagenpräsentation, die fast an ein Aquarium erinnert: Fast immer waren sie an drei Seiten mit Hintergründen ausgestattet. Eine eigene Beleuchtung verstand sich dabei von selbst. Diese Bedingungen vom Aussteller zu erfüllen war die ausdrückliche Forderung der Veranstalter dieser Modellbahnschau inmitten historischer Kulisse.

In einem separaten Gang zeigten schließlich ausgewählte Hersteller und Händler ihre für den niederländischen Markt konzipierten Produkte. Manch deutscher Besucher war dabei erstaunt, welche unbekannten Modelle hierzulande bekannte Hersteller gleichfalls anbieten. Als Beispiel sei an dieser Stelle mkb mit verschiedenen, typisch niederländischen Häusern genannt. 

Bei alledem lief der gewöhnliche Museumsbetrieb mit seinen einzigartigen und lebendigen Themenwelten zu den einzelnen Bahnepochen weiter. Zusätzlich sorgte die angebotene Gastronomie mit familienfreundlichen Preisen und entsprechenden Rückzugsmöglichkeiten, etwa in die ehemalige Bahnhofsrestauration, für das Wohl der Besucher. Langeweile kam so bestimmt nicht auf, im Gegenteil, die Zeit für den Besuch der OnTRAXS mit samt dem Museum ist tatsächlich mit einem ganzen Besuchertag eigentlich zu kurz. Und so werden sicher viele Besucher auch im kommenden Jahr, dann zwischen 25. und 27. Februar, die Ausstellung besuchen und ihrer Modellbahnbegeisterung freien Lauf lassen.

Eine Idee wird Wirklichkeit –
oder aus drei mach‘ eins

Es ist gerade mal zwei Jahre her, da begegneten sich Paul de Groot und Henk van der Kolk auf einer Messe. Beide sind in der niederländischen Modellbahnszenen keine unbekannten und waren mit der Qualität vieler bislang ausgeführten Modellbahnausstellungen unzufrieden. Sie träumten von einem neuen Ausstellungskonzept: Henk van der Kolk wünschte sich eine deutlich höhere Gestaltungsqualität der ausgestellten Schaustücke und Paul de Groot suchte schon seit langen ein anderes Ambiente als nur die gewöhnliche Verkaufs- und Ausstellungspräsentation. Schnell waren sich die beiden einig, ein gemeinsames Miteinander mit Unterstützung der niederländischen Modelleisenbahngruppe Mitropa wäre eine geeignete Plattform, tatsächlich neue Wege zu beschreiten. Doch ein geeigneten Ort fehlte noch.

Da kam ihnen beiden erneut der Zufall zur Hilfe: das niederländische Eisenbahnmuseum in Utrecht wollte ebenfalls für ihr Ausstellungskonzept eine hochwertige Modellbahnausstellung in ihren Räumen entwickeln und baten Paul de Groot als Vorsitzenden des niederländischen Modellbahnverband um Rat. Damit kam der Zug ins rollen, alle Register wurden innerhalb kurzer Zeit gezogen, um bereits Ende Februar 2009 die erste Ausstellung von OnTRAXS zu realisieren. Mit der zweiten Ausstellung ein Jahr später bewiesen alle drei, dass ihr Konzept tatsächlich neue Maßstäbe setzt: Modellbahn in vollendeter Qualität inmitten einer lebendigen Eisenbahnkulisse historischer Prägung. Und für die Zukunft haben sie noch weitere Bonbons in der Tasche, um das Ausstellungskonzept rund um OnTRAXS weiter zu erhöhen, denn Mangel an wirklich guten Modellbahn-Anlagen internationaler Prägung besteht bei Ihnen für die nächsten Jahre nicht.

Text: Trinom-Publikation; Fotos: Markus Tiedtke                 Bildergalerie